Achtung! Das steht hinter einem Aufhebungsvertrag
Bekanntes geht und Neues entsteht – so kann es sich anfühlen, wenn man einen Aufhebungsvertrag in den Händen hält. Diese Einladung zur Veränderung ist oft mit Unsicherheit verbunden, kann aber auch eine riesengroße Chance darstellen. Was bedeutet es wirklich, einen Aufhebungsvertrag zu unterzeichnen und welche Konsequenzen hat dies? Auf was sollten Sie achten, sofern Sie sich dafür entscheiden? In diesem Blogbeitrag möchte ich Licht ins Dunkel bringen und Ihnen erklären, was es rund um den Aufhebungsvertrag zu beachten gibt.
Was ist ein Aufhebungsvertrag?
Zunächst einmal klären wir die Frage, was ein Aufhebungsvertrag eigentlich ist. Es ist ein Vertrag, der das bestehende Arbeitsverhältnis einvernehmlich beendet. Im Gegensatz zur Kündigung bedarf es hierbei der Zustimmung beider Parteien, also sowohl des Arbeitgebers als auch des Arbeitnehmers. Eine Kündigungsfrist entfällt und das Arbeitsverhältnis kann im Prinzip sofort beendet werden. Klingt einfach und unkompliziert, oder? Aber wie bei vielen Dingen im Leben steckt der Teufel im Detail.
Beispiele für und gegen einen Aufhebungsvertrag
In meiner beruflichen Laufbahn habe ich viele Menschen getroffen, die vor der Entscheidung standen, ob sie einen Aufhebungsvertrag unterschreiben oder nicht. Einige waren erleichtert und sahen den Aufhebungsvertrag als Chance aus einem unglücklichen Arbeitsverhältnis auszusteigen. Andere wiederum waren ängstlich und besorgt über die möglichen Konsequenzen. Um eines klarzustellen: Ein Aufhebungsvertrag ist weder gut noch schlecht. Es kommt immer auf die individuelle Situation an. Lassen Sie mich das anhand eines Beispiels erklären:
Einer meiner Klienten arbeitete in einem kleinen Unternehmen. Er war dort nicht glücklich, fühlte sich unterfordert und hatte das Gefühl, dass er dort seine Fähigkeiten nicht voll ausschöpfen konnte. Eines Tages bot ihm sein Chef einen Aufhebungsvertrag an. Für ihn war dies der perfekte Ausweg. Er unterzeichnete den Vertrag, verließ das Unternehmen und fand kurze Zeit später einen Job, der ihn erfüllte und in dem er sich weiterentwickeln konnte.
Doch die Situation kann auch anders aussehen. Schauen wir uns hierfür ein weiteres Beispiel an: Eine ehemalige Klientin war in einem großen Unternehmen tätig und war grundsätzlich zufrieden mit ihrer Arbeit. Doch dann kam die Wirtschaftskrise und ihr Arbeitgeber bot ihr einen Aufhebungsvertrag an. Sie war unsicher und wusste nicht, was sie tun sollte. In diesem Fall war meine Empfehlung, den Vertrag nicht zu unterzeichnen. Denn bei Annahme eines Aufhebungsvertrages droht eine Sperrzeit des Arbeitslosengeldes. Für sie hätte das bedeutet, mehrere Monate ohne Einkommen dazustehen. Glücklicherweise konnte sie den Vertrag ablehnen und ihren Job behalten.
Aus diesen Beispielen geht hervor, dass es wichtig ist, sich gut zu informieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einzuholen, bevor man einen Aufhebungsvertrag unterschreibt. Hier sind einige Dinge, die man beachten sollte:
Diese Punkte sollten Sie berücksichtigen
Arbeitslosengeld: Wie bereits erwähnt, kann die Zustimmung eines Aufhebungsvertrages eine Sperrzeit bezogen auf das Arbeitslosengeld zur Folge haben. Laut § 159 SGB III droht eine Sperrzeit von bis zu 12 Wochen, wenn man sein Arbeitsverhältnis ohne wichtigen Grund aufgelöst hat.
Abfindung: Oft wird im Rahmen eines Aufhebungsvertrages eine Abfindung gezahlt. Es gibt jedoch keinen gesetzlichen Anspruch darauf. Die Höhe der Abfindung ist Verhandlungssache und sollte sorgfältig bedacht werden.
Zeugnis: Achten Sie darauf, dass im Aufhebungsvertrag auch das Thema Arbeitszeugnis geregelt wird. Sie haben Anspruch auf ein wohlwollendes und wahrheitsgemäßes Zeugnis.
Wettbewerbsverbot: In manchen Auflösungsverträgen kann ein Wettbewerbsverbot enthalten sein. Das bedeutet, dass Sie für eine gewisse Zeit nicht für ein konkurrierendes Unternehmen arbeiten dürfen. Solche Klauseln sollten Sie sorgfältig prüfen und gegebenenfalls verhandeln.
Versicherungen: Bedenken Sie, dass mit der Beendigung des Arbeitsverhältnisses auch der Versicherungsschutz durch den Arbeitgeber endet. Das betrifft insbesondere die Sozialversicherungen wie Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung.
Wichtige Gesetzesgrundlagen
Die nachfolgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die relevanten Gesetzesgrundlagen:
Gesetz | Thema | Beschreibung |
§ 623 BGB | Schriftform | Aufhebungsverträge müssen schriftlich geschlossen werden. |
§ 305 BGB | Allgemeine Geschäftsbedingungen | Die Bestimmungen zu Allgemeinen Geschäftsbedingungen gelten auch für Aufhebungsverträge. Unfaire Klauseln können unwirksam sein. |
§ 157 BGB | Auslegung von Verträgen | Bei Unklarheiten im Aufhebungsvertrag kommt es auf den mutmaßlichen Willen der Vertragsparteien an. |
§ 159 SGB III | Sperrzeit | Bei freiwilliger Aufgabe des Arbeitsplatzes kann eine Sperrzeit beim Arbeitslosengeld eintreten. |
Wie Sie sehen ist das Thema Aufhebungsvertrag vielschichtig und erfordert eine sorgfältige Abwägung. Es ist in jedem Fall ratsam, sich professionellen Rat einzuholen, bevor man einen solchen Vertrag unterzeichnet. Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht, die Rechtsberatung des zuständigen Gewerkschaftsverbandes oder die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale können wertvolle Hilfe leisten.
Fazit: Das sollten Sie bei einem Aufhebungsvertrag beachten
Informieren Sie sich, wägen Sie ab und entscheiden Sie dann, ob Sie den Aufhebungsvertrag unterschreiben wollen oder nicht. Die vielleicht wichtigste Botschaft, die ich Ihnen mit auf den Weg geben möchte: Sie haben immer eine Wahl. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, sondern nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, um eine informierte Entscheidung zu treffen, die richtig für Sie ist!
Ich hoffe, dieser Blogbeitrag konnte Ihnen einen ersten Überblick über das Thema Aufhebungsvertrag geben und Sie dazu ermutigen, sich nicht von der Komplexität des Themas abschrecken zu lassen. Denken Sie immer daran, Sie sind nicht allein, denn es gibt Hilfe und Unterstützung.
Zum Abschluss möchte ich ein Zitat von William Jennings Bryan mit Ihnen teilen, welches ich in meiner beruflichen Laufbahn immer wieder als wertvoll empfunden habe:
„Destiny is not a matter of chance; it is a matter of choice. It is not a thing to be waited for, it is a thing to be achieved.”
Gestalten Sie also Ihre Zukunft aktiv und treffen Sie bewusste Entscheidungen. Denn am Ende des Tages ist es Ihr Leben und Ihre Karriere und Sie haben es in der Hand, das Beste daraus zu machen.